Hilfe annehmen
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, Hilfe anzunehmen, sich jemanden als Unterstützung zu suchen und eine Therapie zu beginnen?
Junge Menschen werden schon früh dazu erzogen, selbständig zu sein und Dinge “allein zu schaffen”. Schon von Kindern wird erwartet, dass sie viele Situationen mit sich selbst ausmachen und je älter man wird, desto selbstverständlicher erscheint es, dass man Verletzungen aushält, Verzweiflung überwindet, sich zusammenreißt.
Siehst Du auch um Dich herum überall Menschen, denen alles zu gelingen scheint, die immer fit, immer gut drauf und nie überfordert sind? Es scheint Dir oft, als wärest du quasi “selber schuld”, wenn es Dir nicht gut geht? Die sozialen Medien verschärfen dieses Bild weiter. Man muss angeblich nur… (hier ist es fast austauschbar) “healthy” essen, Yoga machen, eine wundervolle Putzroutine finden, joggen, vegan werden - und dann ist man immer fröhlich, fit, gesund, resilient, schlank und hübsch.
Die Wahrheit sieht jedoch anders aus: Depressionen, Angststörungen, Einsamkeit und belastende Lebensphasen nehmen immer weiter zu. Die deutsche Depressionshilfe gibt den Prozentsatz für 2024 von Menschen mit einer Depression sogar mit 24% an! Die Zahlen für Ängste liegen ähnlich hoch.
Es vergehen durchschnittlich 20 Monate, bis jemand sich professionelle Hilfe holt! Warum ist das so? Ich glaube, neben der Scham darüber, jemanden um Hilfe zu bitten, ist es oft auch die Frage: Wie soll mir denn eine Therapeutin helfen? Soll ich nicht lieber einfach Medikamente nehmen? Und tatsächlich gehören Antidepressiva nach Schmerzmitteln zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Warum also eine Therapie?
Ich weiß es aus eigener Erfahrung und habe es in meiner Arbeit oft erlebt: Eine Therapie ist unglaublich heilsam. Du bekommst Zeit, Dich selbst wahrzunehmen, es ist jemand da, der Dich begleitet und mit Dir gemeinsam in die dunklen Ecken Deiner Seele leuchtet. Du musst Dich nicht alleine Deiner Angst stellen, Deinen Sorgen und Verwirrungen standhalten. Die Therapeutin ist da, glaubt an Dich, begleitet und stärkt Dich. Sie geht mit Dir gemeinsam und so kannst Du nicht nur Dich selbst neu entdecken, sondern auch in Gesprächen und Übungen Lösungen ausprobieren, die vorher nicht sichtbar waren.
Zuerst und vor allem geht es mir aber darum, dass Du stabil wirst und bleibst. Wem nützt die tiefste Psychotherapie, wenn man nach den Sitzungen seinen Alltag nicht mehr leben kann? Gestärkt und in einem Gefühl von Sicherheit offenbart die Seele Stückchen für Stückchen immer nur so viel, wie Du zu verarbeiten in der Lage bist!
Ausschließlich mit Medikamenten gelingt es in den meisten Fällen nicht, zum Kern der Belastungen vorzudringen und diesen heilend zu bearbeiten.
Wann also ist der Zeitpunkt richtig, um eine Therapie zu beginnen? Sobald Du das Gefühl hast, dass Du Dir Unterstützung und Begleitung wünscht. Es muss ja nicht bedeuten, dass Du dann jahrelang wöchentlich zur Therapie gehst. Manchmal helfen schon wenige Wochen, um Hindernisse zu überwinden oder sich wieder gestärkt zu fühlen. Manchmal passt vielleicht auch eine kontinuierliche, aber seltene Begleitung alle 2 oder 3 Wochen.
Das ist ein Vorteil meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie: Ich bin weder an Behandlungspläne noch an starre Methodenvorgaben gebunden und kann ganz individuell mit meinen KlientInnen absprechen, was gerade hilfreich ist.