Eine Karre voll Mist - wie funktioniert Psychotherapie?


Bei uns hinterm Haus leben unsere 4 Ponys. Sie sind ein Teil unseres Lebens als Familie und seit 30 Jahren ein zentraler Teil meines Lebens. Neben Füttern, Kuscheln, kooperativem Training usw. bringt die Haltung so großer Tiere vor allem Eines mit sich: Jede Menge Mist. Zuverlässig verwandeln die Ponys täglich große Mengen Heu in “Pferdeäppel”. Das unvermeidliche Ausmisten ist für mich mit den Jahren zu einer geradezu meditativen Tätigkeit geworden: Ich harke den Mist des Lebens zusammen, befördere ihn auf eine Schubkarre und bringe ihn auf einen Haufen am Ende der Weide, wo er von Würmern und Pilzen zersetzt wird. Der Bauer holt den Rest ab als Dünger für seine Felder. Kleinere Mengen werfe ich einfach über den Zaun an den Feldrand. Dort wächst Gras darüber, Brennnesseln bieten Schmetterlingen neue Lebensräume und schnell sieht man nichts mehr davon. Und als ich heute morgen meine volle Mistkarre zum Misthaufen schob, wurde mir klar, dass ich dir so erklären kann, wie ich dich bei deiner Heilung begleiten und unterstützen kann:


Das Leben ist nicht immer hell, fröhlich, problemlos, spannend und aufgeräumt, wie es sich auf social media täglich präsentiert. Manchmal steht man vor einem ziemlichen Haufen Mist - oder mittendrin. Ob man weiß, woher der kommt oder nicht, spielt in dem Moment oft kaum eine Rolle. Viel eher stellt sich die Frage: Wie bewältige ich das jetzt? Woher bekomme ich eine Schubkarre, eine Schaufel und wo ist der Misthaufen? Ich sag es dir: Wir machen das zusammen! Ich bringe die Karre mit, die deinen Mist fassen kann. Ich höre dir zu, ohne zu bewerten, zu erschrecken, zu verurteilen. Ich bringe dir die Schaufel: Bei mir kannst du lernen, wie du den Mist um dich geordnet aufladen kannst. Wir sprechen, gehen raus in die Natur, machen Übungen zur Entspannung und Achtsamkeit, ich nehme deine Gefühle wahr und ernst und helfe dir so, sie zu sehen und zu ordnen. Dann kommt der Weg zum Misthaufen. Der ist manchmal lang und anstrengend, aber ich gehe mit dir und unterstütze dich. Manchmal musst du vielleicht Pause machen, Tränen und Zweifel erleben und aushalten, denn die Mistkarre kann schwer und der Weg voller Steine und Unebenheiten sein. Aber dann wirst du irgendwann deinen Mist auf den Haufen kippen! Du kannst stolz sein: Du hast so viel bewältigt! Der Mist verschwindet dadurch natürlich nicht einfach. Aber er ist auf dem Haufen und so nicht mehr in deinem Weg oder um dich herum. Du kannst dich jederzeit an ihn erinnern - an den Schmerz, an den Weg, an den Erfolg! Und nach und nach zersetzt er sich und wird das, was er werden soll: Dünger, Erde, eine Erinnerung. Und auch wenn deine Schultern weh tun vom Schaufeln, deine Hände vom Schieben der Karre Schwielen haben und an deinen Schuhen noch ein Rest vom Mist zu sehen ist: Du hast es geschafft!