6. April 2025
Eine Karre voll Mist - wie funktioniert Psychotherapie?
Bei uns hinterm Haus leben unsere 4 Ponys. Sie sind ein Teil unseres Lebens als Familie und seit 30 Jahren ein zentraler Teil meines Lebens. Neben Füttern, Kuscheln, kooperativem Training usw. bringt die Haltung so großer Tiere vor allem Eines mit sich: Jede Menge Mist. Zuverlässig verwandeln die Ponys täglich große Mengen Heu in “Pferdeäppel”. Das unvermeidliche Ausmisten ist für mich mit den Jahren zu einer geradezu meditativen Tätigkeit geworden: Ich harke den Mist des Lebens zusammen, befördere ihn auf eine Schubkarre und bringe ihn auf einen Haufen am Ende der Weide, wo er von Würmern und Pilzen zersetzt wird. Der Bauer holt den Rest ab als Dünger für seine Felder. Kleinere Mengen werfe ich einfach über den Zaun an den Feldrand. Dort wächst Gras darüber, Brennnesseln bieten Schmetterlingen neue Lebensräume und schnell sieht man nichts mehr davon. Und als ich heute morgen meine volle Mistkarre zum Misthaufen schob, wurde mir klar, dass ich dir so erklären kann, wie ich dich bei deiner Heilung begleiten und unterstützen kann: ...
25. März 2025
Der Apfel schmeckt auch nach dem Winter noch - Phasen im Leben
Es ist Frühling. Überall singen die Vögel und man sieht erste Knospen an den Zweigen und Frühblüher schenken erste Farbe im Garten. Ich klopfe Sitzkissen aus und sitze zum ersten Mal wieder mit einem Kaffee im Garten, die Sonne im Gesicht. Dabei fällt mir ein, was eine Teilnehmerin bei einem meiner Waldspaziergänge neulich sagte: “Der Apfel schmeckt noch saftig! Nach so langer Zeit!”
Im Rahmen einer Achtsamkeitsübung im Wald hatte ich einen Apfel mitgebracht, kleingeschnitten und verteilt. Auf einer Lichtung im Wald standen wir im Kreis und aßen schweigend und mit kleinen Bissen den Apfel vom letzten Jahr. Der süße Saft war so präsent bei jedem Bissen! Was für ein Geschenk, dass wir dort im Wald im Vorfrühling aus dem letzten Spätsommer erfahren durften, in dem ja der kleine Apfel geerntet worden war.
Ich denke darüber nach, was sich daraus für das Leben lernen lässt. Denn auch das ist ein Teil der Psychotherapie in und mit der Natur: Weil wir ein Teil der Natur sind und sie ein Teil von uns, finden wir in der Betrachtung und im Erleben der Natur Hinweise für unser Leben.
Der Apfel schmeckt auch nach dem Winter noch, nachdem er viele Wochen schon nicht mehr am Baum hängt. So ist es auch mit den Früchten, die unser Leben immer wieder trägt. Aber es ist eben nicht immer Zeit, um Früchte zu tragen! Wenn wir das immer von uns selbst erwarten - oder andere das von uns erwarten, erschöpft sich unsere Kraft.
Foto: Priscilla Du Preez on unsplash.
13. März 2025
Energetische Orte in der Natur-Psychotherapie: meine Tiny-House-Praxis
Ich weiß noch genau, wie ich selber zur Therapie ging: In einen schwarz-weiß eingerichteten, recht sterilen Raum mit Ledersesseln und einer traurigen übergroßen Topfblume. Durch das Fenster konnte man eine weitere Hauswand sehen und trotz der hohen Decke und der schönen Holzdielen fühlte sich der ganze Raum kühl und fremd an. Seitdem habe ich mich viel mit Emotionen, Farben und Energien beschäftigt und weiß, dass in diesem Raum die Schwere und Traurigkeit vieler Menschen vor mir nachhallte.
21. Februar 2025
“Tu mehr von dem, was Dir gut tut!” - Manchmal ist das nicht so leicht…
Immer wieder erlebe ich, dass KlientInnen in belastenden Situationen quasi erstarren. Der Druck, funktionieren zu müssen und die Scham darüber, dass dies so unglaublich anstrengend ist oder auch subjektiv nicht gelingt, führt zu einer Art Selbstsabotage. Die Kraft, Dinge zu tun, die gut tun würden, wird unerreichbar. Im Gegenteil wird die Belastung und Kraftlosigkeit als so umfassend erlebt, dass ein sozialer und gesellschaftlicher Rückzug stattfindet. Ist das schon ein Anzeichen für eine Depression, einen Burnout oder eine depressive Verstimmung?
Donnerstag, 30. Januar 2025
Hilfe annehmen
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, Hilfe anzunehmen, sich jemanden als Unterstützung zu suchen und eine Therapie zu beginnen?
Junge Menschen werden schon früh dazu erzogen, selbständig zu sein und Dinge “allein zu schaffen”. Schon von Kindern wird erwartet, dass sie viele Situationen mit sich selbst ausmachen und je älter man wird, desto selbstverständlicher erscheint es, dass man Verletzungen aushält, Verzweiflung überwindet, sich zusammenreißt.
Siehst Du auch um Dich herum überall Menschen, denen alles zu gelingen scheint, die immer fit, immer gut drauf und nie überfordert sind? Es scheint Dir oft, als wärest du quasi “selber schuld”, wenn es Dir nicht gut geht?...
Foto: The Boy, the Mole, the Fox and the Horse. Charlie Mackesy (2019)
Samstag, 24. Januar 2025
"Ist das sowas wie Waldbaden?"
... werde ich oft gefragt, wenn ich erzähle, dass ich mit meinen KlientInnen in den Wald gehe. Mein Antwort darauf ist "ja und nein".
"Waldbaden" bedeutet, sich gezielt zum Zweck der Gesundheitsförderung im Wald aufzuhalten. In Japan ist das als Shinrin-Yoku bekannt und wird schon seit den 80er Jahren zur Gesundheitsförderung systematisch eingesetzt. Viele wissenschaftliche Studien belegen die gesundheitsfördernde Wirkung eines Aufenthaltes im Wald...