Energetische Orte in der Natur-Psychotherapie: meine Tiny-House-Praxis
Ich weiß noch genau, wie ich selber zur Therapie ging: In einen schwarz-weiß eingerichteten, recht sterilen Raum mit Ledersesseln und einer traurigen übergroßen Topfblume. Durch das Fenster konnte man eine weitere Hauswand sehen und trotz der hohen Decke und der schönen Holzdielen fühlte sich der ganze Raum kühl und fremd an. Seitdem habe ich mich viel mit Emotionen, Farben und Energien beschäftigt und weiß, dass in diesem Raum die Schwere und Traurigkeit vieler Menschen vor mir nachhallte.
Orte und Räume nehmen mit der Zeit etwas auf von den Emotionen, die die Menschen dort fühlen. Und deshalb lade ich meine KlientInnen ein, entweder mit nach draußen zu kommen, in die Natur, oder in meine Tiny-House-Praxis. Dieser kleine, umgebaute Bauwagen, der zuerst einfach als Wetterschutz dienen sollte, wenn man nicht in den “richtigen” Praxisraum gehen kann oder mag, ist mittlerweile ein heller, fröhlicher, hochschwingender Ort geworden. Grau und etwas abgeblättert von außen offenbart er sich innen mit hellgelben Wänden und Naturbildern. Auf den Holzsesseln liegen weiche Felle und es duftet nach Tee und Blumen. Der runde Teppich leuchtet in bunten Farben und in den Ecken sind Stöcker, Äste, Federn und andere Fundstücke aus dem Wald.
In diesem Raum, der wie eine kleine Kapsel im Garten steht, fühlt man sich weit weg vom Alltag. Nichts ist so, wie zu Hause. Und die Energie des Raumes ist ermutigend und freundlich. Das macht es meinen KlientInnen leichter, sich den eigenen Sorgen, Ängsten und Schatten zu stellen.
Ich pflege die Energie dieses Raumes: Nach jedem Besuch bin ich dankbar für das, was in diesem hellen kleinen Raum bearbeitet und verarbeitet wurde und buchstäblich ans Licht kommen durfte. Ich lüfte, dekoriere, stelle neue Blumen auf, räuchere mit Kräutern und Blüten, bis sich alle Schatten verzogen haben und Licht durch den Raum strömt.
Orte und Räume nehmen die Energien auf. Und so wird dieser kleine Raum immer kraftvoller! Dank der mutigen und tapferen Menschen, die ich hier dabei begleiten darf, sich den Schatten der Seele, den Sorgen, den Ängsten und der Traurigkeit zu stellen. Es gehört schon eine Portion Überwindung dazu, eine Therapie zu beginnen, den Weg zu mehr Leichtigkeit zu starten, denn alle schwierigen Themen wollen angeschaut und durchfühlt werden, bevor sie leichter werden und sich lösen. Und von diesem Mut und dem Vertrauen in die Zukunft bleibt ein Nachhall in diesem kleinen hellen Raum und empfängt alle Gäste.